Wärmeversorgung

Ein Grossteil der BASPO-Infrastruktur in Magglingen wird heute mit Gas versorgt. Die meisten Gebäude verfügen dabei über eigene Gaskessel. Diese stossen eine beträchtliche Menge CO2 aus. Damit ist jedoch bald Schluss: Alle neuen und bestehenden Gebäude des BASPO werden künftig an ein Fernwärmenetz angeschlossen. Als Wärmequelle ist Erdwärme aus einer Tiefe von rund 1'500-2'000 Metern vorgesehen. Die Erdwärme – auch Geothermie genannt – ist praktisch emissionsfrei und trägt zu einer massiven Reduktion des CO2-Ausstosses in Magglingen bei.

 

Ein 2’700 Meter langes Fernwärmenetz versorgt alle Gebäude

Warmes Wasser aus der Tiefe

Als zentrale Wärmequelle für das Fernwärmenetz in Magglingen ist Erdwärme aus einer Tiefe von rund 1'500-2'000 Metern vorgesehen. Diese erneuerbare Energie im Boden kann direkt angezapft werden. Weder muss ein Brennstoff beschafft werden, noch findet ein Verbrennungsprozess statt. Erdwärme ist damit praktisch emissionsfrei.


Quelle: Geothermie-Schweiz

In der angepeilten Tiefe von 1'500-2'000 Metern wird ein Wasserreservoir mit einer Temperatur von 30-60° Celsius erwartet. Die im Wasser enthaltene Wärme wird mit zwei Bohrungen aus der Tiefe geholt. Über den ersten Bohrschacht wird das heisse Wasser entnommen. Ein Wärmetauscher in der Erdwärmezentrale entnimmt die Wärme aus dem Wasser und gibt sie an das Fernwärmenetz ab. Danach wird das abgekühlte Wasser über den zweiten Bohrschacht in den Untergrund zurückgegeben.

 

Den Untergrund «sichtbar» machen

Obwohl geologische Gutachten im Untergrund von Magglingen warmes Tiefenwasser vermuten, kann das Vorhandensein dieses Wärmereservoirs erst durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Mittels Schallwellen werden beispielsweise der Verlauf und die Tiefe der geologischen Schichten im Untergrund erfasst. Diese Untergrund-Untersuchung wurde im Frühling 2023 in der breiteren Umgebung von Magglingen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung liegen Ende 2023 oder Anfang 2024 vor.


Mit solchen Fahrzeugen wurden Messungen in einem etwa 30 Quadratkilometer grossen Gebiet durchgeführt (Quelle: Hydro-Géo Environnement).

So wird eine Datengrundlage geschaffen, deren Interpretation es erlaubt, das Erdwärmepotenzial zu bewerten und das mögliche Bohrziel zu definieren. Letztlich schafft aber nur eine erste Bohrung endgültig Klarheit, ob in der angepeilten Tiefe genügend warmes Wasser für die Nutzung vorhanden ist. Das Erdwärmeprojekt muss abgebrochen werden, wenn die geologischen Untersuchungen kein genügend grosses Wärmereservoir nachweisen.

 

Erdwärme und Erdbeben?


Alle 2020 aufgezeichneten Erdbeben in der Schweiz. (Rot umrandet: verspürte Erdbeben)

In der Schweiz bebt die Erde praktisch jeden Tag. Die meisten Erschütterungen sind nicht oder kaum spürbar. Es handelt sich um Mikrobeben mit Magnituden bis rund 2.5. Auch regional gut verspürte Erdbeben mit Magnituden über 2.5 kommen in der Schweiz relativ häufig vor – pro Jahr zwischen 20-30 Mal. Diese Beben sind meist natürlichen Ursprungs und verursachen in der Regel keine Schäden. Doch auch der Mensch kann Erdbeben auslösen. In der Schweiz haben zwei Tiefengeothermieprojekte spürbare Erdbeben verursacht: In Basel (2006, Bohrtiefe 5'000 Meter, Magnitude 3.4) und in St. Gallen (2013, Bohrtiefe 4'500 Meter, Magnitude 3.5). In beiden Fällen führte eine unter Spannung gesetzte Gesteinsschicht in grösserer Tiefe zu den Beben. Bei einer mitteltiefen Geothermieanlage wie in Magglingen (Bohrtiefe 1'300 Meter) ist nicht mit Erdbeben zur rechnen, da im Tiefengestein kein Druck erzeugt wird. In der Schweiz sind zahlreiche weitere Bohrungen bis zu fast 6000 Metern Tiefe durchgeführt worden – ohne Erdbeben. 

 

Holz als exakt planbare Alternative

 


 

Da die Verfügbarkeit der Ressource Erdwärme beim Projektstart nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, muss bereits früh eine Alternative geplant werden. In Magglingen kommt in einem solchen Fall Holz als zentrale Wärmequelle zum Einsatz. In einem zentralen Heizkessel werden Holzschnitzel verbrannt, die das im Fernwärmenetz zirkulierende Warmwasser erhitzen. Die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase werden mit einem Elektro- und einem Feinfilter gereinigt. Für den Betrieb der Anlage braucht es jährlich etwa 2'000 Tonnen Holz. Rund dreimal pro Woche müssen die Holzschnitzel angeliefert und Asche entsorgt werden.

 

Provisorische Wärmeversorgung mit Holzpellets

Unabhängig von der definitiven Wärmequelle wird das Fernwärmenetz in einer ersten Phase mit einer Holzpellet-Zentrale betrieben. Diese provisorische Zentrale wird neben der Alten Sporthalle aufgebaut und so lange wie nötig betrieben. Nach der Ablösung durch die definitive Wärmequelle wird sie wieder abgebaut. Eine Holzpellet-Anlage funktioniert prinzipiell ähnlich wie eine Holzschnitzel-Anlage, ist im Betrieb aber einfacher. Dafür kostet der Brennstoff – die Holzpellets – wesentlich mehr.

 

 

Zeitplan für die Wärmeversorgung

Gemäss heutigem Planungsstand wird das Fernwärmenetz Ende 2023 fertiggestellt sein. Einige Gebäude werden bereits mit Fernwärme aus der provisorischen Holzpellet-Zentrale versorgt. Die definitive Versorgung mit Erdwärme ist ab Ende 2028 vorgesehen.

Die Untergrund-Untersuchung ist abgeschlossen, die Ergebnisse liegen bis Ende Jahr oder Anfang 2024 vor. Diese werden Aufschluss geben, ob das Erdwärmeprojekt fortgesetzt werden kann und – falls ja – wo das Bohrziel festgelegt wird. Das Fernwärmenetz wird finalisiert und weitere Gebäude werden angeschlossen: Der Neubau der Hochschule Lärchenplatz und die Halle End der Welt.

Voraussichtlich Anfang Jahr liegen die Ergebnisse der Untergrund-Untersuchung vor. Ein Bohrziel kann für den Nachweis des Wasserreservoirs in der Tiefe festgelegt werden.

Der Verpflichtungskredit wird beim eidgenössischen Parlament beantragt.

Der Bohrplatz wird eingerichtet und die Bohrarbeiten werden ausgeführt.

Bei erfolgreichem Nachweis der Ressource Erdwärme wird die Erdwärmezentrale gebaut und an das Fernwärmenetz angeschlossen. Sie produziert frühestens ab Ende 2028 die Wärme für das Fernwärmenetz. Kann die Ressource Erdwärme nicht nachgewiesen werden, wird stattdessen die Holzhackschnitzel-Zentrale geplant, gebaut und in Betrieb genommen. Sobald die definitive Zentrale – ob Erdwärme oder Holz – in Betrieb geht, werden sämtliche Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die provisorische Pelletzentrale kann abgebaut werden.